Dienstleistungen
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Seit dem Jahr 1991 hat es in der deutschen Wirtschaft eine erhebliche sektorale Strukturverschiebung hin zu den Dienstleistungsbranchen gegeben. Heute ist der Dienstleistungssektor der wirtschaftlich bedeutendste: Er erwirtschaftete im Jahr 2021 in Deutschland knapp 70 % der Bruttowertschöpfung (BWS). In Sachsen waren es knapp 68 %. 72 % der Erwerbstätigen in Sachsen sind im Dienstleistungsbereich tätig.[1]
Der Dienstleistungssektor umfasst folgende Wirtschaftsabschnitte:
- G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz
- H Verkehr und Lagerei
- I Gastgewerbe
- J Information und Kommunikation
- K Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen
- L Grundstücks- und Wohnungswesen
- M Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen
- N Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen
- O Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung
- P Erziehung und Unterricht
- Q Gesundheits- und Sozialwesen
- R Kunst, Unterhaltung und Erholung
- S Erbringung von sonstigen Dienstleistungen
- T Private Haushalte mit Hauspersonal; Herstellung von Waren und Erbringung von Dienstleistungen durch Private Haushalte für den Eigenbedarf ohne ausgeprägten Schwerpunkt
- U Exterritoriale Organisationen und Körperschaften [2]
Früher war der Dienstleistungssektor vor allem durch konsumnahe Dienstleistungen wie Handel und Gastgewerbe dominiert, die von privaten Haushalten nachgefragt wurden. Aufgrund der verstärkten Arbeitsteilung in der Wirtschaft, aber auch aufgrund von technischem Fortschritt, der neue Wirtschaftszweige wie die elektronische Informationsverarbeitung hervorgebracht hat, verlagerte sich der Schwerpunkt immer mehr in Richtung Dienstleistungen für Unternehmen. Die Nachfrage der Industrie ist ein wichtiger Treiber für diese Entwicklung. Zwischen Industrie und Dienstleistungen gibt es viele Verbindungen und Überschneidungen. In Zukunft dürfte die Bedeutung der Dienstleistungen für die Industrie noch größer werden, da durch den Trend der Digitalisierung spezialisierte Dienstleistungen weiter zunehmen dürften. [3]
Im Jahr 2020 waren in Sachsen fast 45.700 rechtliche Einheiten als unternehmensnahe Dienstleister (Wirtschaftsabschnitte H, J, L, M, N, S - Abteilung 95 Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern) wirtschaftlich aktiv. Sie erreichten insgesamt einen Umsatz von EUR 33,77 Milliarden und damit fünf Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Einheiten mit Umsätzen von EUR 250.000 und mehr meldeten einen Anteil des Auslandsumsatzes an ihrem Gesamtumsatz von 6 %. Etwa 350.909 Personen waren im Jahr 2020 in diesen Wirtschaftsabschnitten tätig, ca. 7 % weniger als 2019. Fast 89 Prozent der Beschäftigten waren Angestellte. Der unternehmensnahe Dienstleistungsbereich ist geprägt von einer kleinbetrieblichen Unternehmensstruktur. Durchschnittlich hatte jede rechtliche Einheit knapp acht tätige Personen und erreichte einen Umsatz von 0,74 Millionen Euro. [4]
Dabei sind die Umsätze in den Bereichen der unternehmensnahen Dienstleistungen in Sachsen bis zum Jahr 2019 kontinuierlich gestiegen, im Jahr 2020 aber - sicher pandemiebedingt - leicht zurückgegangen. Im Jahr 2020 lagen sie im Durchschnitt zwar immer noch um 52 % über dem Basiswert des Jahres 2010. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr betrug jedoch 5,3 %. Die bedeutendsten Rückgänge im Vorjahresvergleich gab es mit 15,4 % beim Grundstücks- und Wohnungswesen sowie mit 13,1 % bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, zu denen u. a. die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, Reinigungs- und Sicherheitsdienste, Reisebüros/Reiseveranstalter sowie Messeveranstalter gehören. Die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungseinrichtungen – dazu sind u. a. Ingenieur- und Architekturbüros, Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung, aber auch Markt- und Meinungsforschung zu rechnen – konnten als einziger Wirtschaftsabschnitt die erfolgreiche Umsatzentwicklung mit einem Umsatzanstieg von 3,0 % fortsetzen und erwirtschafteten damit gegenüber dem Jahr 2010 einen Umsatzzuwachs von 80 %. Die Einrichtungen der Informations- und Kommunikationsdienstleistungen verzeichneten in den letzten zehn Jahren eine besonders positive Entwicklung der Beschäftigtenzahlen mit einer Steigerung um ca. 50 % gegenüber 2010. Wie in allen Abschnitten der unternehmensnahen Dienstleistungen gingen im Jahr 2020 auch bei den Informations- und Kommunikationsdienstleistungen die Beschäftigtenzahlen im Vorjahresvergleich zurück, mit 2,2 % war der Rückgang aber der geringste. Der Abschnitt Verkehr und Lagerei ergänzt den Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen und ist mit einem Anteil von etwas mehr als einem Viertel der umsatzmäßig größte. Hier ging im Jahr 2020 der Umsatz im Vorjahresvergleich um ein Prozent und die Zahl der Beschäftigten um 4,4 % zurück.
[1] Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Erwerbstätigenrechnung (ETR) des Statistischen Landesamtes des Feistaates Sachsen
[2] Statistisches Bundesamt (2008), Klassifikation der Wirtschaftszweige
[3] IW Consult: Bedeutung unternehmensnaher Dienstleistungen für den Industriestandort Deutschland/Europa. Studie für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 22.01.2021.
[4] Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Ergebnisse der Dienstleistungsstatistik 2020
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Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. 20.05.2022