Die Geschichte der Stadt Falkenstein/Vogtland

Falkenstein im Vogtland - eine Kleinstadt mit großstädtischem Flair. Eine Stadt inmitten von ausgedehnten Waldungen: gesund, attraktiv und besuchenswert. Aber auch eine Stadt mit wechselhafter Geschichte, nicht immer glücklich verlaufen, oft mit großen Wunden versehen, aber - oder deshalb - sich immer treu geblieben. 1362 erstmalig urkundlich genannt, gehört Falkenstein nicht gerade zu den ältesten Gemeinwesen im Vogtland, dafür zu den geschichtsträchtigsten. Von jeher offene Gemeinde, ohne Stadtmauer, war der Ort vielen Kriegswirren ausgesetzt, abgebrannt - wieder neu und immer schöner aufgebaut.

1448 erlangt Falkenstein Stadtrechte. "Freie Bergstadt" wird sie genannt, die einzige im Vogtland. Blieb der Bergbau in Falkenstein auch immer nur ein Nebengewerbe, denn Haupterwerbszweige waren die Landwirtschaft und die Viehzucht; zählten die herrschaftlichen Schäfereien zu manchen Zeiten bis zu 4000 Schafe, zeugt doch heute noch das Wappen unserer Stadt von bergbaulicher Vergangenheit: Hammer und Bergeisen gekreuzt im Schilde und als dessen Träger der Bergengel.
Nach und nach wurde Falkenstein größer, Tagelöhner und Handwerker siedelten sich an. Der Wald wurde zum Kapital - Holz wurde benötigt für die im Bau befindlichen Großstädte im Niederland: Leipzig, Halle und andere; Floßgräben verbanden die Gewässer um Falkenstein mit den Flüssen, die zu den Großstädten führten. Geflößtes Holz war der Reichtum des Vogtlandes.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg, den man auch den Großen Krieg nannte, unter dem das Städtchen genauso Leid erfahren hatte wie andere vogtländische Gemeinwesen, fast völlig dem Erdboden gleichgemacht - lagen doch im Jahre 1664 von 54 Häusern noch 24 "öd und wüst" da, begann man den Ort wieder einmal neu aufzubauen.
Ab hier hat Falkenstein wieder einen lebhaften Zuzug zu verzeichnen. Dies steht wahrscheinlich im Zusammenhag mit der aufkommenden Baumwollweberei im Vogtland.

Aus dem Bergstädtlein entwickelte sich eine Textilarbeiterstadt. 1721 wird die Falkensteiner Weberinnung gegründet. Diese Innung wurde im Laufe der Jahre zu der stärksten ihrer Art im Vogtland. Der Erfindergeist der Falkensteiner Weber war großartig: 1764 erfanden Falkensteiner Weber eine Webmaschine, auf der die gezogenen und geblümten Musseline besser und vor allem für größeren Bedarf hergestellt werden konnten.
1795 kam dazu eine neue Stuhleinrichtung für gezogenes gestrecktes Kammertuch und 1830 gelang 3 Falkensteiner Webermeistern die Nacherfindung des französischen Jacquardwebstuhles, was den Anstoß für die Gardinenweberei in Falkenstein, ja im gesamten Vogtland bedeutete. Ihren "Ehrennamen" erhielt die Stadt schon 1788: "Wiege des sächsischen Kammertuchs". Die Weberei und die ebenfalls aufblühende Stickereiindustrie brachten der Stadt Wohlstand. 1884 wurden schon 5500 Einwohner gezählt.

Trauer und Tränen brachte der verheerende Stadtbrand vom 12. August 1859 über Falkenstein. Der gesamte Stadtkern mit allen Hauptgebäuden wurde ein Raub der Flammen, 253 Familien verloren alles Hab und Gut, über 1300 Menschen wurden obdachlos - 2 Menschenleben wurden am Ende dieses Tages beklagt.
Aus den Trümmern dieser Brandnacht entstand mit viel Fleiß und Zähigkeit - Eigenschaften, die den "Falkenstaaner" auszeichnen - die neue Stadt. Aus dem verbrannten kleinen Städtchen mit den engen Straßen und Gassen und den niedrigen schindelgedeckten Holzhäuschen wurde eine Stadt, die nach den damaligen neuesten städtebaulichen Gesichtspunkten angelegt wurde.

Heute erfreut uns eine Stadt, die gewachsen ist mit dem Wohlstand und dem Fleiß ihrer Bürger. Eine Stadt, die zum Besuchen einlädt und zum Verweilen Anlass gibt. Gerade, saubere Straßen und attraktive Geschäfte, eine Fußgängerzone, die zum Flanieren wie geschaffen ist, moderne Sportanlagen. Tiergarten, Sport und Kultur - und dazu noch viele historische Sehenswürdigkeiten: Die Kirche "Zum Heiligen Kreuz", 1869 nach den Plänen des Semperschülers Christian Friedrich Arnold fertiggestellt; das Falkensteiner Schloss, ehemaliger Stammsitz der Familie von Trützschler; das älteste Haus der Stadt, das "Alte Spital"; und das Rathaus, ein pompöser Bau mit Jugendstilelementen, Eckturm und Umgang, wohl eines der schönsten Gebäude der Stadt. Springbrunnen und Parkanlagen bieten Erholung inmitten des städtischen Treibens.

Unsere Stadt ist lebens- und liebenswert - und allemal einen Besuch wert. Es heißt nicht umsonst von ihr: "Falkenstein - das Vogtland von seiner schönsten Seite".

Stadtchronik

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um 1200

Falkenstein wird gegründet

1362

4. April, Gründung der Falkensteiner Kirche, gleichzeitig die erste urkundliche Erwähnung,

1400

20. Januar, Verpfändung der Vogtei Falkenstein durch den Markgrafen Wilhelm von Meißen an Hans von Troczeler (Trützschler),

1448

Falkenstein bekommt die Rechte einer Stadt zugesprochen (Stadterhebung),

1469

Falkenstein wird Freie Bergstadt, die einzige im Vogtland.

1501

Die Stadt bekommt ihre erste Schule und gleichzeitig den ersten Schulmeister.

1535

Falkenstein baut ein Haus der Armen. Das Hospital, auch „Spittel“ genannt.

1579

Der sogenannte „Kleine Riß“ wird bei der Rißbrücke angelegt.

1598

folgt der „Große Riß“ (Rote Göltzsch). Die beiden Floßgräben sind Teile der Elsterflöße und bringen das Scheitholz mit Muldenwasser zur „Weißen Göltzsch“.

1605

17. Juni, die Stadt kauft ein „Rath- und Schenkhaus“.

1606

30. Juni, die Stadt bekommt das Recht zugesprochen, jährlich Jahrmärkte abzuhalten.

1632

Die Pest, von den Scharen des „Wilden Holk’s“ eingeschleppt, wütet in Falkenstein.

1641

Ein verheerender Brand, ausgelöst durch Kaiserliche Dragoner, vernichtet die Stadt.

1643

Um das Eigenbewußtsein der Falkensteiner Bürger aufzuwerten, beschließt der Rat der Stadt, Falkenstein ein Stadtwappen zu geben: Hammer und Bergeisen im Schild in den Farben Blau/Weiß.

1721

Gründung der Falkensteiner Weberinnung, der stärksten Innung im gesamten Vogtland.

1764

Falkensteiner Weber bauen eine Webmaschine nach, auf der gezogene und geblümte Musseline besser hergestellt werden konnten.

1788

Falkenstein bekommt den Ehrennamen „Wiege des sächsischen Kammertuchs“ (Cambray, Kambrik).

1798

In der Falkensteiner Schmelzhütte wird zum letzten Mal Zinn eingeschmolzen.

1830

Dem Webmeister Christian Lipfert gelingt die „Nacherfindung“ des französischen Jacquard- Webstuhles (beteiligt an der Nacherfindung waren noch: August Müller und Christian August Michael).

1844

Der Fabrikant Friedrich Bleyer errichtet die erste Gardinenfabrik in Falkenstein.

1848

Wilhelm Adolph von Trützschler, gewählt vom östlichen und südlichen Teil des Vogtlandes, wird Mitglied der Ersten Deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt am Main.

1849

14. August, Wilhelm Adolph von Trützschler, Vorkämpfer für die deutsche Republik, wird von einem preußischen Exekutionskommando auf dem Neckarfriedhof in Mannheim standrechtlich erschossen.

1859

12./13. August – Großer Stadtbrand. Vernichtung aller Falkensteiner Hauptgebäude, dazu kommen 140 Wohnhäuser, 32 Scheunen und 97 Wirtschafts- und Stallgebäude. 253 Familien werden um ihr Hab und Gut gebracht, 1326 Menschen obdachlos. 2 Menschen werden beklagt.

1860

Die Sparkasse in Falkenstein wird eröffnet.

1865

1. November, der Falkensteiner Bahnhof wird in Betrieb genommen.

1869

3. Oktober, jetzige Kirche „Zum Heiligen Kreuz“ geweiht.

1879

Grundsteinlegung zur Turnhalle des Turnvereins „TV 1840“.

1886

15. November, das neue Schulhaus (auf dem Gelände des ehemaligen alten Gottesacker) wird festlich eingeweiht (Alte Schule).

1903

19. Oktober, Falkenstein weiht sein neues Rathaus ein.

1911

Sammlungstätigkeit des Museumsvereins mit dem Ziel, ein Museum zu gründen (Willy Rudert).

1912

Falkenstein erreicht höchste Einwohnerzahl in seiner Geschichte: 17812 Einwohner, bedingt durch die Blüte in der Gardinenweberei und Spitzenstickerei, bewohnen die Stadt.

1912

Eröffnung des neuen Empfangsgebäudes auf dem Gelände des Bahnhofes.

1918/19

Der Kapp-Putsch in Deutschland löst auch in Falkenstein eine Gegenbewegung aus: Max Hoelz und seine Rote Garde.

1920

Die Reichswehr beendet die Hoelziade.

1930

18. April, Eröffnung des Falkensteiner Heimatmuseums im ehemaligen Trützschlerischen Schloss.

1945

Falkenstein wird von den Amerikanern belagert und beschossen. Durch den Beschuß verlieren 11 Personen ihr Leben, und 240 Gebäude wurden leicht bis schwer beschädigt.

1950

1. Juli, Dorfstadt wird Stadtteil von Falkenstein.

1952

Beginn der Bauarbeiten für das Falkensteiner Freibad. In Dorfstadt beginnen die Bauarbeiten des Nacht-Sanatoriums für die Wismut-Kumpel. Später wird es Regierungssanatorium. Heute befindet sich hier die Berufsgenossenschaftliche Klinik für Berufskrankheiten.

1953

Der Tiergarten Falkenstein wird als „Station junger Naturforscher“ gegründet.

1956

Der „Falgard“-Kindergarten, heute Kita „Knirpsenland“, wird errichtet.

1966

23. Juni, mit der französischen Stadt Harnes schließt die Stadt Falkenstein eine Vereinbarung zur Städtepartnerschaft ab.

1968

Die Falkensteiner Gardinenhersteller werden zum Kombinat VEB Plauener Gardine – Werk „Falgard“ zusammengelegt.

1971-1974

Die Falkensteiner Talsperre wird gebaut.

1989

Herbst, die politische Wende eröffnet der Stadt Falkenstein neue Möglichkeiten der Entwicklung.

1989-1992

Bau des ersten Alten- und Pflegeheims in der Stadt Falkenstein.

1990

Die CDU gewinnt die ersten freien Wahlen in Falkenstein. Arndt Rauchalles (CDU) wird Bürgermeister in Falkenstein. Mit der Stadt Stein (bei Nürnberg) wird eine Städtepartnerschaft vollzogen.

1991

In der Stadt Falkenstein beginnen die Arbeiten für ein großes Sanierungsprogramm. Die schönen Häuser aus der Gründerzeit in Falkenstein werden von den Besitzern mit großem Aufwand rekonstruiert. Die Fassaden erstrahlen in neuem Glanz.Sammlungstätigkeit des Museumsvereins mit dem Ziel, ein Museum zu gründen (Willy Rudert).

1992

Die Stadt Falkenstein erschließt das erste Gewerbegebiet an der Plauenschen Straße und schafft somit als eine der ersten Städte die Voraussetzungen für die gewerbliche Entwicklung.

1993

Ein entscheidender Schritt zur Belebung der Innenstadt ist, dass der 1. Abschnitt der Schlossstraße zur Fußgängerzone umgebaut wurde. In den folgenden Jahren werden auch die beiden übrigen Abschnitte umgestaltet. Der traditionsreiche Gardinenhersteller „Falgard“ der Plauener Gardine muß aufgrund des dramatischen Rückgangs der Textilindustrie schließen. Das neu errichtete Stadion als Sport- und Freizeitpark Falkenstein wird eingeweiht. Damit sind die Voraussetzungen für die künftig in Falkenstein stattfindenden nationalen Wettkämpfe geschaffen. Mit den Gemeinden Oberlauterbach und Neustadt wird eine Verwaltungsgemeinschaft vereinbart.

1994

kommt noch die Gemeinde Trieb mit dem Ortsteil Schönau hinzu.

1995

Falkenstein wird in das Bund-Länder-Programm „Städtebauliche Sanierung“ aufgenommen. Für die Hauseigentümer im Sanierungsgebiet können somit Zuschüsse zu ihren Haussanierungen gegeben werden.

1998

Mit großem finanziellen Aufwand werden die Schulen in der Stadt Falkenstein rekonstruiert und haben eine eigene Turnhalle. An der Grund- und Mittelschule (Hauptstraße) wird ein Anbau errichtet, in dem neben einer Turnhalle auch 6 Klassenzimmer integriert wurden. Ebenso sind alle Kindereinrichtungen der Stadt modernisiert. Die Stadt Falkenstein begeht die Feierlichkeiten anlässlich ihres 550 jährigen Bestehens. Am 22. Juni 1998 wird die Stadt Falkenstein von einer "Windhose" getroffen. Teilweise wurden Dächer Abgedeckt oder vom Haus gerissen. Bäume wurden entwurzelt, Autos durch herumfliegende Gegenstände beschädigt, Fensterscheiben gingen zu Bruch und Häusergiebel sind abgestürzt. Ein Mann ist von einem herunterfallenden Ast am Kopf verletzt worden.

1999

1. Januar, Oberlauterbach, Schönau und Trieb werden Ortsteile von Falkenstein und erhalten jeweils Ortschaftsräte. Mit der Gemeinde Grünbach wird eine Verwaltungsgemeinschaft vereinbart. Die Stadt Falkenstein erwirbt die Textilbrache „FALGARD“ aus der Konkursmasse und beginnt auf ca. 10 ha deren Revitalisierung. Der Gesamtaufwand beläuft sich auf über 9,7 Mio. E (19 Mio. DM).

2001

Das neue Gewerbegebiet „FALGARD“ wird übergeben. Im Herzen der Stadt stehen Entwicklungsflächen für die gewerbliche Wirtschaft zur Verfügung.

2004

Die Stadt Falkenstein schließt mit Ellefeld und Grünbach Vereinbarungen zum Erhalt der Schulen ab, in dessen Folge eine zentrale Mittelschule in der Stadt Falkenstein entsteht und die Grundschulen in den Orten gesichert werden.

2005

Der Wiederaufbau des Rittergutes „Adlershof“ in Oberlauterbach wird mit der Errichtung des „Ländlichen Entwicklungszentrums Vogtland“ fortgesetzt. In Trieb wird das Jugend- und Seniorenzentrum eröffnet. Schönau erhält ein neues Feuerwehrgerätehaus.

2006

Die Schule an der Hauptstraße wird zu einer zweizügigen Grundschule mit Ganztagsangeboten umgebaut. Am Sport und Freizeitpark beginnen die Arbeiten zur neuen 2-Feld-Sporthalle.