Alfred-Roßner-Stele feierlich eingeweiht

Alfred-Roßner-Stele feierlich eingeweiht.

Am Vormittag des 18.03.2022 erfolgte die Enthüllung der neuen Stele. Dies ist vor allem jenen zu verdanken, die sich seit vielen Jahren dafür einsetzen, Alfred Roßner in unser Gedächtnis zurückzuholen, um in der Gegenwart an den stillen Helden würdig zu erinnern. Denn Alfred Roßner war und ist ohne Zweifel eine Ausnahmeerscheinung in der Geschichte der Stadt Falkenstein und des gesamten Vogtlandes. 

Ein ganz besonderer Dank gilt dabei der Autorin Hannah Miska, Martina Wohlgemuth mit den Schülerinnen und Schülern unserer Wilhelm-Adolph-von Trützschler Oberschule und Herrn Ralph Ide. Denn sie alle waren es, die den sprichwörtlichen Stein ins Rollen gebracht haben und unermüdlich daran gearbeitet haben, dass dieser Stein zu Ehren von Alfred Roßner als wohlgeformte Stele zum Stehen gekommen ist. 

Alfred Roßner wurde im September 1995 posthum als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Von insgesamt 27362 Menschen tragen bzw. trugen nur 627 Deutsche, die Juden beim Überleben geholfen haben, diesen Titel. Diese Zahl zeigt im Besonderen die menschliche Leistung Alfred Roßners, der als einer der wenigen Deutschen ohne Gegenleistung, nichtjüdischer Abstammung und der ein nachweislich eingegangenes persönliches Risiko auf sich genommen hat. 
Er, der auf Bitten seines jüdischen Freundes dessen Firma im damals oberschlesischen Bedzin als Treuhänder führte. Trotz aller Gefahr für ihn selbst unterstützt er die bei ihm beschäftigten Juden. Er warnt seine Firmenangehörigen vor der Liquidierung des im Ort eingerichteten Ghettos und rettet persönlich bzw. direkt im Ghetto Menschen vor dem schon sicher geglaubten Abtransport. Ihm selbst bleibt für seinen beispielhaften Akt der Menschlichkeit ein gutes Ende verwehrt. 
Verhaftet wegen judenfreundlichen Verhaltens stirbt Alfred Roßner in Gestapohaft einen Tag nach seinem 37. Geburtstag. 
Unter all den Fakten aus Vergangenheit bzw. Gegenwart müssen wir uns erinnern wollen und wer das Andenken der Opfer ehren will, der muss Demokratie und Rechtsstaat schützen, wo immer eines von beiden in Frage gestellt ist! 
 
Und so gibt es Gott sei Dank auch heute in Falkenstein Menschen, die Zivilcourage und Mut zeigen, die sich für eine demokratische und tolerante Zivilgesellschaft engagieren, für ein friedvolles und soziales Miteinander. Genau diese Mitmenschen wollen wir in Falkenstein zukünftig mit der ins Leben gerufenen „Alfred-Roßner-Medaille“ ehren und zugleich das Leben und Wirken von Alfred Roßner würdigen und an die durch ihn vorgelebten Grundwerte gegen das Vergessen stetig. Wir wollen damit ein Zeichen setzen und den Impuls geben, Alfred Roßner auch allen Vogtländern zurück ins Gedächtnis zu holen, denn über die Grenzen unserer Stadt hinaus ist er der einzige Vogtländer, der den Titel „Gerechter unter den Völkern“ trägt. Unsere gemeinsame Aufgabe muss es in diesem Zusammenhang sein, eine dauerhafte und lebendige Erinnerungskultur an diesen stillen Helden zu etablieren. Die kontinuierliche Verleihung der Medaille an couragierte Mitmenschen ist der richtige Anfang.